Eröffnung der „Café-Remise von 1857“ in Stuhr-Neukrug  

24. 4. anno 2024

Im 160. Jahr der alten Neukruger Längsdurchfahrtscheune soll die feierliche Eröffnung der inzwischen daraus verwandelten Café-Remise statt finden.

Es werden erwartet:
Der Bürgermeister der Gemeinde Stuhr
Der heutige Hofbesitzer Heinrich Jürgens
Der Architekt und Freund des Hauses Matthias Jopen
Der Restaurator und Zimmermann Reiner Helms
Das einfache Volk des Ortsteils Neukrug in Alltags-Klamotten

Es lädt ein der Besitzer und Betreiber der Café-Remise
Günter Barg


Remise aus alter Scheune von 1857


Geschichtlicher Hintergrund: 

Die Remisen kamen im 19. Jahrhundert als eigener Bautyp auf und wurden meistens als einseitig zugängliches Wirtschaftsgebäude auf dem hinteren Teil eines Grundstücks errichtet, um Pferde, Wagen oder Kutschen witterungsgeschützt abstellen zu können.  

Sie dienten dem aufkommenden Fuhrgewerbe als Unterstände. Heute werden Remisen nach ihrer Instandsetzung oder Sanierung oftmals umgenutzt und so zum Beispiel als Gaststätten, Hofläden oder wie hier zum Café umgebaut.  

Das Grundgerüst, und zwar das Eichenfachwerk dieser Neukruger Remise, wurde jedoch ursprünglich von der ortsansässigen Zimmerei "Vize Müller" als Scheune für den Landwirt Heinrich Ahrens im Jahre 1857 errichtet. Sie gehörte zum Hof Neukrug Nr. 1, dessen um 1900 neu errichtetes Haupthaus aus Rotstein mit Schmuckgiebel Sie hier hinter uns noch sehen können.  

Diese Remise wurde im Wesentlichen schon im Jahre 2002 von dem hier im Ort lebenden und wirkenden Zimmerermeister H.-D. Wilken als Doppelgarage entworfen und zwar zum selben Zeitpunkt, als das Haupthaus Neukrug Nr. 3 ebenfalls vom gleichen Zimmerermeister entstand. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch nicht klar, dass diese Remise aus dem Eichenfachwerk der damals noch hinter uns stehenden Scheune entstehen würde. 

Als der Neubau auf dem Nachbargrundstück Gestalt annahm, bemerkte man, dass die alte Scheune für dessen Zuwegung im Wege stand. Somit gab es für den Rückbau der Scheune das gut erhaltene Eichenfachwerk, aus dem nun der Restaurator und Zimmerermeister Reiner Helms diese Remise hier originalgetreu und nach alter Zimmerer- und Handwerkskunst hat erstehen lassen. Alle Verbindungen sind traditionell gezimmerte Holzverbindungen, es wurden keinerlei Schrauben oder Eisennägel für das Grundgerüst verwendet.  

Sie hat bis auf jeweils ein Tor und ein kleines Feld auf den beiden Giebelseiten wundersamer Weise die gleichen Breitenmaße wie die alte Längsdurchfahrts-Scheune sie hatte. Die wuchtigen Eichendeckenbalken stammen von der Wehler Mühle aus Bruchhausen-Vilsen. Diese hatte der aus Stuhr bekannteste Zimmermeister Heinz Düssmann in seinem Lager. Die Schwellen, Rähme und die fünf Zentimeter starke Eichenbohlen-Decke von insgesamt neun Kubikmeter, wurden aus 20 Festmeter Eichenholz mit einer mobilen Säge in Stocksdorf direkt am Standort der Eichen zugesägt und dann neu verzimmert. Die 34 Aufschieblinge wurden aus alten Eichensparren einer Scheune aus Albringhausen neu zugesägt und profiliert.  

Die Tonziegel für die Ausfachungen kommen aus der unter Denkmalschutz stehenden und einzigen noch betriebenen Ringofenziegelei Europas, "Rusch" in Drochtersen bei Stade. 

Der Lehm und Sand für die Innenwände kommt hier aus der Kirchseelter Sandkuhle und ist mit Strohhexel (grober als Strohmehl) vermischt.  
Die ältesten Bauteile sind aus über 350 Jahre altem Eichenholz, das von einem  Bauernhaus aus Cloppenburg stammt. Hieraus hat der Tischler Arthur Böttcher in 25 einzelnen Arbeitsgängen pro Holznagel die ca. 300 Holznägel gefertigt, die diese Remise zusammen halten. Die Treppe ist ebenfalls aus diesem uralten Eichenholz gefertigt.

Die 130 Jahre alten handgebackenen Hohlpfannen stammen von der alten Hof und Mühlenstelle "Thielbar" in Bensen.  
Auch die alte Scheune war ursprünglich mit Hohlpfannen gedeckt und diese waren schon aufwendig mit Zement verschmiert.
Um die Schwellhölzer der Eichen-Fachwerkscheune zu schützen und eine gewisse Höhe des Gebäudes zu erhalten, stand sie auf einem 80 Zentimeter hohen Ziegelsockel.
Die Remise haben wirauf einen 80 Zentimeter hohen Feldsteinsockel aus rund zehn Tonnen selbst gesammelten Findlingen aus der Kirchseelter Heide gestellt. Bei dieser sehr aufwendigen Arbeit mit der beiderseitigen Verfugung jedes einzelnen Findlings entstand die Idee aus dieser Remise eine Café-Remise werden zu lassen. 

Die Scheune hatte über dem zur Hofseite liegende Tor einen Spruchbalken (auch Schwellbalken gennant), der in den fünfziger Jahren durch immer höher werdende Heuwagen weichen musste.
Die Inschrift lautete: Wenn diese Scheune solange hält bis Not, Hass und Neid verfällt, dann hält sie bis ans ‚End’ der Welt.

Das Frühstücken, Essen und Kaffeetrinken in dieser alten Scheune und neuen Remise ist nichts Neues; zwei Räume und eine Küche beherbergte die Scheune zur Hofseite. In der Küche wurde schon damals fleißig gebraten, gebacken und Kaffee für die Spätheimkehrer aus den Weltkriegen gekocht. 

So wie bei der Remise kommen auch besondere Zutaten durch geübte Hände zu dem Kuchen, den Sie sich hier schmecken lassen können. Er wird nach alt überlieferten und geheimen Rezepten im hofeigenen Steinbackofen oder von lieben Händen einiger Omis aus Neukrug gebacken.

Die noch grünen Arriba-Bohnen werden hier in der Remise frisch geröstet, handgemahlen und wie früher mit Brunnenwasser zum wohltuenden und naturaromareichen Kaffee aufgebrüht.

Der Lehmofen in der Mitte der Remise soll Ihnen die wohlige Wärme spenden, die schon unsere Vorfahren erleben durften.   

                        Neukrug = Neuer Krug= Neue Gaststätte

Die Scheune gehörte zum Hof Neukrug Nr. 1 und hatte eine eigene Hausnummer: 1a. 
Wo kann es also besser sein, als in der Neukruger Café-Remise 1a von 1857?

Ich wünsche Ihnen demnächst einen angenehmen Aufenthalt in der Neukruger Café-Remise!

Ihr Günter Barg


Remise im Juni 2010












Remise in der Bauphase im Juni 2010


Remise, Südseite (Bauphase 2009)

Remise (in Bau) Südseite; im Hintergrund die Neukruger Str.



Das Alte stürzt,
Es ändert sich dieZeit,
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.


Friedrich Schiller